WSJ: Wie die Politik die Sparer enteignet

"Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) in zwei Wochen über eine mögliche Lockerung der Geldpolitik berät, dann entscheidet sie implizit auch darüber, ob die Sparer im Euroraum weiter enteignet werden sollen. Schon jetzt sinkt das Guthaben der Sparer unter dem Strich, weil niedrige Nominalzinsen bei höherer Inflationsrate zu negativen Realzinsen führen. Senkt die EZB die Zinsen noch weiter, beschleunigt sie damit den Vermögensverlust.

Den Staaten spielt die Politik der Notenbank dagegen in die Karten. Nicht nur, weil durch niedrige Zinsen die Konjunktur stimuliert werden soll. Während die negativen Realzinsen Spareinlagen aufzehren, mindern sie auf der anderen Seite spiegelbildlich die Verschuldung – zum Beispiel die der Staaten.

Versuchen da die hoch verschuldeten Staaten sich auf Kosten der sparsamen Bürger gesund zu stoßen? Manche Volkswirte bejahen diese Frage und sie haben auch einen Namen dafür: finanzielle Repression. Drastischer formuliert es Alexander Krüger: "Das kann man durchaus als Verschwörung sehen", meint der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe. "Es geht ganz allein darum, dass die Staatsschulden in irgendeiner Weise beherrschbar gemacht werden. Die finanzielle Repression geht ganz klar von den Notenbanken aus", ist sich Krüger sicher.

Dieser Ansicht ist im Prinzip auch Michael Heise, der Chefvolkswirt der Allianz. Von einer Verschwörung will er allerdings nichts wissen. Vielmehr sei die finanzielle Repression ein zwangsläufiges Konzept mit negativen Nebenwirkungen für die Sparer: "Das Anliegen ist natürlich die Beseitigung der Krise. Ich kann auch keinen alternativen Weg sehen, wir aus dieser Krise heraus kommen und den Schuldenabbau voranbringen sollen, ohne dass die EZB den Zins so niedrig hält und ohne dass die EZB versucht, die Banken stabil und liquide zu halten", sagt Heise. Die Folge sei jedoch eine "Umverteilung der Einkommen über niedrige Zinsen".

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