Die Eurokrise - mal ganz einfach erklärt

„Mir ist aufgefallen, dass die sogenannte Eurokrise immer vielfältigere Strukturen annimmt. Mal wackelt ein Staat, mal wackelt eine Bank und dann wackelt wieder ein Unternehmen. Damit es endlich alle verstehen, will ich heute die Eurokrise mit einfachen Worten erklären.

Vor dem Euro war es so, dass diejenigen mit einer tendenziell weichen Währung ein hohes Zinsniveau hatten. Die hohen Zinssätze kamen durch Risikoaufschläge zustande und hinderten die Politik, zu viele Schulden zu machen. Dieser Marktmechanismus wurde mit Einführung des Euros außer Kraft gesetzt. Seither gab es diese Risikoaufschläge nicht mehr und für alle Euroländer galten die gleichen niedrigen Zinsen.

Nachdem Deutschland und Frankreich die ersten waren, die gegen die Maastricht-Kriterien verstoßen haben, haben sich auch andere Staaten getraut, das niedrige Zinsniveau für sich zu nutzen. Es bestand kein Anreiz mehr, solide zu Haushalten, denn die neuen Kredite wurden nicht teurer, obwohl das Risiko stieg. Es sammelte sich ein Risiko an, für das niemand eine "Prämie" bezahlte. Das ist vergleichbar mit einer KFZ-Versicherung, die niemals eine Rechnung an ihre Versicherten schreibt. Hätte ein Land vom Risiko her beispielsweise 7% bezahlen müssen, so bezahlte es z.B. nur 3%. Zinsen sind Preise. Der Zins ist der Preis für die zeitliche Überlassung von Geld, zzgl. einer Risikoprämie und zzgl. des Leitzinses.

Weil eben nie diese Risikoprämien bezahlt wurden, werden sie jetzt rückwirkend in voller Summe fällig, denn man hat gemerkt, dass das Risiko real ist. Mit Griechenland hat man gesehen, dass ein Euroland tatsächlich "pleite" gehen kann, auch wenn es die Politik viel zu lange nicht wahrhaben wollte. Sämtliche nicht bezahlten Risikoprämien (Spreads) der Vergangenheit werden nun in einer Summe fällig gestellt und müssen finanziert werden. Weil das jeden Haushalt der Krisenstaaten sprengt, hat man Rettungsschirme aufgespannt. Diese sammeln die Defizite und legen sie auf alle Euroländer um. Die Problematik ist dadurch nicht gelöst. Wer unterschiedliche Risiken mit dem gleichen Preis bewertet, der fördert das höhere Risiko, denn niemand will solide wirtschaften, wenn er "gratis" auch mehr bekommen kann. Krisen entstehen sehr oft, wenn Risiken nicht richtig bewertet und vergütet sind. Beispiel: Subprime-Anleihen mit AAA-Rating.

Es entstanden neue Sammelbecken für Schulden. Weil kein Eurostaat die Unsummen in seinem Haushalt haben will, hat man diese Staatsschulden ausgelagert. Sie tauchen nun im ESM oder in "Salden" des Eurosystems auf. Damit sind diese Schulden anonymisiert und die jeweiligen Krisenländer scheinbar gesundet. Was wir sahen, war eine Umschuldung - keine Tilgung! Geld hat die unangenehme Angewohnheit, dass es Zinsen kostet. Diese müssen erarbeitet werden. Zinsen haben auch eine blöde Angewohnheit: Sie kosten Zinseszinsen. Auch diese müssen wir erwirtschaften. Die EZB hält das Zinsniveau extrem niedrig, damit dieser Effekt im Nichts verpufft. Sobald die Zentralbanken an diesem Hebel drehen, bricht es uns das Genick und das Spiel geht von vorne los. Durch die Eurokrise sind viele Personen sehr mächtig geworden. Aber nicht durch eine demokratische Wahl.

Interessant ist, dass eine Ursache der Eurokrise die Aussetzung von Marktmechanismen ist. Die Verwerfungen entstanden, weil die freie Preisbildung an den Märkten von politischer Seite her verhindert wurde. Das Kernproblem der Eurokrise ist also "zu wenig Markt". Zur Lösung bietet man uns allerdings nur "mehr Staat" und "mehr Schulden". Dabei wäre doch gerade eine funktionierende soziale Marktwirtschaft ein guter Lösungsweg. Man verkauft uns im täglichen Politgeschäft "die Märkte" stets als böses Monster. Dabei wird so getan als wäre GoldmanSachs und Co "die Märkte". Was wir nun bekommen ist mehr Regulierung, weniger Markt, mehr Steuern, mehr Schulden, weniger Demokratie durch Schaffung neuer Regierungen auf EU-Ebene und noch weniger funktionierende Marktmechanismen. Damit sammeln sich auch künftig wieder Verwerfungen an und unsere erprobten Krisenpolitiker werden immer was zu tun haben.“

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