Nachhaltige Anlagen - Mehr Geld mit gutem Gewissen

„Der Markt für grüne Geldanlagen wächst - dennoch kommt das Thema nicht aus der Nische heraus. Dabei versprechen breit aufgestellte nachhaltige Fonds ähnlich hohe Renditen wie konventionelle Produkte.

 

Wer Geld anlegt, will Geld verdienen. Kaum ein Bürger, der nicht bei irgendeiner Bank ein Sparbuch oder ein Tagesgeldkonto hat. Kaum einer, der nicht irgendwo ein paar Euro auf dem Festgeldkonto parkt. Oder in Aktien investiert.

Doch das mit dem Geldzuwachs funktioniert nicht mehr so richtig. Ein bis zwei Prozent Zinsen gibt es auf dem Sparkonto - die Inflationsrate liegt jedoch bei mehr als zwei Prozent. Wer Aktien besitzt, erhofft sich etwas höhere Gewinne. Aber auch hier ist, nach Abzug aller Kosten, Geld verdienen für die meisten Hobbyaktionäre eher Glücksache.

 

Und immer häufiger interessieren sich die Menschen auch dafür, wie sich ihr Vermögen vergrößert. Geht es zu Lasten der Umwelt, zu Lasten der Allgemeinheit oder zu Lasten anderer Menschen? Gewinne um jeden Preis werden kritischer gesehen.

Abzulesen ist das an der wachsenden Bedeutung nachhaltiger Geldanlagen. Derzeit gibt es im deutschsprachigen Raum laut dem Sustainable Business Institute (SBI) 380 Nachhaltigkeitsfonds. Allein im ersten Halbjahr 2012 waren es 40 Fonds, die neu dazu kamen, ihre Strategie auf Nachhaltigkeit änderten oder schon in anderen Ländern zugelassen waren und nun auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertrieben werden. Insgesamt betrug die investierte Summe in den drei Ländern mehr als 103 Milliarden Euro, allein in Deutschland sind es rund 63 Milliarden Euro - ein Plus von elf Prozent gegenüber 2011.

 

Was sich nach einer großen Summe anhört, ist allerdings, gemessen am gesamten Markt, zu vernachlässigen. Der nachhaltig angelegte Teil betrug nur etwas mehr als ein Prozent. Und auch das ist weniger auf das Wachstum zurückzuführen als darauf, dass der konventionelle Markt rund drei Prozent verlor.

 

Zwar verzeichnet das SBI eine jährliche Wachstumsrate von 28 Prozent; damit hat sich das Volumen nachhaltiger Publikumsfonds und Mandate in den vergangenen sieben Jahren mehr als vervierfacht. Doch das Wachstum schwächt sich ab. Und ein genauer Blick zeigt, dass vor allem institutionelle Investoren wie Pensionskassen oder Stiftungen das Thema nach vorne gebracht haben. Private Anleger haben noch viel Nachholbedarf.

 

Nachhaltige Produkte sind erklärungsbedürftiger

 

Obwohl viele Banken nachhaltige Produkte in der einen oder anderen Form anbieten, fragen Kunden selten danach, so Professor Martin Faust von der Frankfurt School of Finance and Management. Ein Grund: Die Banken würden das Thema nicht von sich aus ins Schaufenster stellen. "Nachhaltige Finanzen sind deutlich erklärungsbedürftiger, und die Beratung dauert entsprechend länger", sagt Faust. Da die Banken aber nicht mehr verdienen als mit herkömmlichen Produkten, bieten sie die nachhaltige Variante von sich aus meist gar nicht erst an. Zumal den Beratern häufig das Know-how fehlt. Die Banken schulen sie nicht ausreichend, was dazu führt, dass sie auf kritische Fragen von Kunden womöglich nicht reagieren können. Da lassen sie es dann lieber ganz.

 

Ein weiterer Grund der mangelnden Akzeptanz: Es fehlen immer noch klare Definitionen. Anbieter von Fonds legen selber fest, was sie unter den Begriffen ethisch oder nachhaltig verstehen. Immerhin: Laut dem Verband Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) setzen die Investoren häufiger als je zuvor sogenannte Ausschlusskriterien ein. Heißt: Rüstungsgeschäfte, Direktinvestitionen in Nahrungsmittel, Pornografie, Tabak, Glücksspiel, Atomkraft und Tierversuche etwa werden pauschal nicht berücksichtigt. Am häufigsten trifft es die Hersteller von Streumunition, denen damit der Zugang zum Kapitalmarkt erschwert wird. "Es ist ein großer Fortschritt für uns alle, dass immer mehr Finanzinstitute Herstellern von Streumunition den Hahn zudrehen", sagt Volker Weber, der Vorstandsvorsitzende des Vereins. "Die Anlagestrategie, Investments in ethisch bedenkliche Bereiche von vorneherein auszuschließen, ist im Mainstream angekommen."

Rechnet man alle Anlagen, die mindestens ein Kriterium berücksichtigen, zum nachhaltigen Markt hinzu, wurden 2011 in Deutschland mehr als 618 Milliarden Euro nachhaltig angelegt.

 

Die meisten Investmentfonds und Vermögensverwalter verwenden noch weitere Anlagestrategien, etwa den Best-in-Class-Ansatz. Bei dieser Auswahlmethode darf auch in Firmen investiert werden, die nicht 100-prozentig grün sind, aber zu den nachhaltigsten Unternehmen der jeweiligen Branche gehören. Auch die Beachtung von ESG-Kritieren (Environmental, Social, Governance) und Normen wie der UN Global Compact oder Richtlinien, die Kinderarbeit verbieten, fließen zunehmend in die Beurteilung von Investments ein.

 

Andreas Korth, Geschäftsführer des Good Growth Instituts (GGI)…“

Quelle/weiterlesen: spiegel.de

 

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