Hochfrequenzhandel - So arbeiten Blitzhändler

Sie handeln in Sekundenschnelle und werden für Marktverwerfungen verantwortlich gemacht. Jetzt will die Koalition in Berlin auf eigene Faust gegen Blitzhändler vorgehen. FTD.de erklärt, wie Hochfrequenzhandel funktioniert und was er an den Börsen anrichtet.

Auch wenn beide Begriffe oft synonym verwendet werden: Hochfrequenzhandel ist eine Spielart des Algotradings, oder automatisierten Handels. Algotrading wird von fast allen institutionellen Investoren durchgeführt, auf der Käuferseite etwa von Pensionsfonds. Das Ziel: Mithilfe von Computerprogrammen sollen große Handelsaufträge in kleine Tranchen unterteilt werden, um zum einen die Auswirkungen auf die Kurse in Grenzen zu halten und zum anderen, um Risiken, die mit großen Aufträgen verbunden sind, zu minimieren. Auf der Verkäuferseite stellen beispielsweise Market Maker und manche Hedgefonds dem Markt über mit Algorithmen programmierte Computer Liquidität zur Verfügung. Das geschieht, indem sie automatisch Handelsaufträge erstellen und ausführen.

Beim Hochfrequenzhandel (High Frequency Trading; HFT) wird mit ausgefeilteren Algorithmen gearbeitet. Die Programme empfangen Informationen auf elektronischem Weg, etwa von Nachrichtenagenturen oder Datendienstleistern, und handeln auf Basis dieser Informationen, bevor Händler mit weniger technischer Unterstützung die Infos überhaupt verarbeiten können.

Algotrading kann in so gut wie jeder Investitionsstrategie verwendet werden, unter anderem von Market Makern um die Börsen zu stützen und für einen flüssigen Handel zu sorgen. HFT wird dagegen kritischer gesehen – die meisten im Hochfrequenzhandel tätigen Unternehmen handeln mit eigenem Kapital, der Marktführer Getco etwa. Daher, so Kritiker sei anzunehmen, dass diese Händler überwiegend als Spekulanten unterwegs sind und dem Markt mehr schaden als nützen.

Experten gehen davon aus, dass die schnellen Computer in den USA für rund 70 Prozent des Handels mit Aktien verantwortlich sind, in Europa sollen es etwa 40 Prozent sein - Tendenz steigend. Laut einer Studie über den Flash Crash von 2010, als der New Yorker Dow-Jones-Index innerhalb weniger Minuten 1000 Punkte verlor und anschließend wieder gewann, halten die meisten Hochfrequenzsysteme keine Position länger als zehn Sekunden. Die Dauer einer Auftragsübermittlung wird in Millisekunden gemessen, einige Handelplattformen in den USA sind Branchenkennern zufolge bereits in der Lage, die Aufträge in Nanosekunden durchzuführen. Um einmal zu blinzeln, braucht der Mensch etwa 300 bis 400 Millisekunden.

Was bewirken die schnellen Handelsmodelle an den Börsen?

Hochfrequenzhändler haben vor allem einen Vorteil: ihre Geschwindigkeit. Je näher die mit Algorithmen gefütterten Computer an den Servern einer Börse stehen, desto schneller können sie Information erhalten, filtern und in Handelsaufträge umsetzen. Das bringt Nachteile für andere Händler, die langsamere oder weniger ausgereifte Programme zur Verfügung haben.

Die Auswirkungen auf die Kursentwicklung hängen von der Handelsstrategie ab. Eine Möglichkeit ist, dass die Programme Wertpapierkurse durchforsten, um kleinste Kursdifferenzen zu finden. Diese Differenzen nutzen die Programme aus, indem sie das entsprechende Wertpapier innerhalb von Sekundenbruchteilen kaufen oder verkaufen und damit Gewinne einfahren. Die Handelsentscheidungen fallen per Autopilot, die Computer müssen dazu nicht einmal bedient werden.

Eine andere Strategie ist es, möglichst viele Preise für ein Wertpapier in ein Handelssystem einzustellen, den Auftrag aber zurückzuziehen, sobald sich der Markt in eine für den Händler ungünstige Richtung entwickelt. Damit wolle der Händler den Markt testen oder ihn in eine bestimmte Richtung treiben, wie Nikolaus Hautsch von der Humboldt-Universität in Berlin erläutert. Er hat mehrere Studien zum Hochfrequenzhandel veröffentlicht

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