wallstreetjournal.de: "Alt-Aktionäre sahnen bei Facebook-Börsengang ab"

Die gewaltige Nachfrage nach Facebook-Aktien treibt den Anteilseignern des Sozialen Netzwerks die Dollarzeichen in die Augen. Nachdem der Konzern am Dienstag den Preis für die Aktien kräftig angehoben hatte, erhöhte er nun auch die Zahl der auszugebenden Aktien um ein Viertel.

Der Grund ist simpel: Zahlreiche Alt-Investoren des Unternehmens wollen Kasse machen und verkaufen deshalb deutlich mehr von ihren Anteilspaketen. Wie Facebook in einer Pflichtmitteilung an die Börsenaufsicht SEC mitteilte, werden im Zuge des Börsengangs nun 421,2 Millionen statt 337,4 Millionen Aktien verkauft.

Facebooks Gründer und Vorstandschef Mark Zuckerberg selbst erhöht das Volumen seiner Anteilsverkäufe nicht. Der 28 Jahre alte CEO, der Facebook 2004 in Harvard gegründet hat, bietet nach wie vor 30,2 Millionen Aktien aus seinem Besitz an - überwiegend will er davon Steuern bezahlen, die bei dem Börsengang anfallen.

Einige Investoren, die ihr Stimmrecht an Zuckerberg abgetreten haben, machen jedoch Kasse. Der Unternehmensgründer wird künftig noch 55,8 Prozent der Stimmrechte kontrollieren, bisher sollten es nach dem Börsengang 57,3 Prozent sein.

Der Facebook-Börsengang trifft auf ein gewaltiges Interesse. Am Dienstag hatte das Unternehmen wegen der großen Nachfrage die Preisspanne auf 34 bis 38 US-Dollar je Aktie erhöht. Informierte Personen sehen den Unternehmenswert nun bei 93 bis 104 Milliarden Dollar.

Vor allem Privatanleger sind heiß auf die Aktien. Selbst mit dem höheren Preis und der größeren Aktienzahl sei die Emission "massiv überzeichnet", erklärte die Analysefirma IPO Boutique am Mittwoch. In den ersten Handelstagen könnte das die Kurse antreiben, da Anleger, die in der Zeichnungsphase nicht zum Zuge gekommen sind, über die Börse zugreifen dürften.

Die Unternehmensinsider dagegen drängt es zu Gewinnmitnahmen. James Breyer und Accel Partners, die bisher 38 Millionen Aktien verkaufen wollten, werden den Unterlagen zufolge nun 49 Millionen Papiere abstoßen. Der renommierte Wagniskapitalgeber Peter Thiel verkauft 16,8 Millionen Aktien. Anfangs wollte er sich nur von 7,7 Millionen Stücken trennen.

DTS Global, der Fonds des russischen Investors Jurij Milner wirft mit 46 Millionen Aktien rund 20 Millionen Papiere mehr auf den Markt als ursprünglich geplant. Und auch Goldman Sachs nutzt die Gelegenheit, um Kasse zu machen. Mit 28,7 Millionen Papieren gibt die Investmentbank mehr als doppelt so viele Stücke ab, geplant war zunächst der Verkauf von 13,2 Millionen Facebook-Aktien.

Noch drastischer reduziert Facebook-Investor Tiger Global Management seinen Anteil. Früheren Plänen zufolge wollte die Gesellschaft nur sieben Prozent seiner Anteile oder 3,4 Millionen Aktien abgeben. Angesichts der Aussicht auf hohe Gewinne stößt Tiger Global nun jedoch 23,4 Millionen Papiere ab. Der Anteil an Facebook halbiert sich dadurch annähernd von drei auf zwei Prozent.

Mit der höheren Aktienzahl und dem höheren Preis stößt Facebook-Börsengang in ganz andere Dimensionen vor. Sollte die Aktie zum Maximalpreis zugeteilt werden, hätte das IPO ein Volumen von rund 16 Milliarden Dollar.

Inklusive der Mehrzuteilungsoption könnte der Erlös sogar auf 18,4 Milliarden Dollar steigen. Damit wäre es nicht nur der größte Tech-Börsengang aller Zeiten, sondern nach Visa auch das zweitgrößte Börsendebüt eines US-Konzerns überhaupt. Weltweit haben bisher lediglich drei Unternehmen mehr Geld mit einem Börsengang eingesammelt. Am meisten spielte im Jahr 2010 die Agricultural Bank of China ein. Sie erlöste 22,9 Milliarden Dollar.

Am Donnerstagabend wird Facebook die finalen IPO-Dokumente an die US-Börsenaufsicht SEC übermitteln. Die Aktien sollen erstmals am Freitag an der Börse gehandelt werden.

(Zitat/Quelle von wallstreetjournal.de)

 

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