WaMu - Gedanken zum heutigen Hearing... 16.4.2010

Einen schönen Freitag-Morgen wünsche ich allen am PC versammelten WAMUanern!

Aus unserer bescheidenen Sicht ist es heute wieder mal soweit. Alle sind in Erwartung darauf, dass die heutige Anhörung endlich etwas bewegt. .....und ich meine, wir werden heute Ähnliches erleben, wie bereits am Dienstag: eine “Dog & Ponny Show“ (=Zirkus) der untersten Schublade.

Leider hatte ich am Dienstag keine Möglichkeit alle Anhörungen zu verfolgen, aber ich konnte es dann doch so einrichten, dass ich die Anhörung von Rotella und Killinger mitverfolgen konnte. Ihnen gegenüber saßen ihre Exzellenzen die Senatoren Carl Levin (D) (Chairman), Tom Coburn (R) und Ted Kaufman (D), wobei ich letzteren noch als einigermaßen fair beurteile.

Auffallend war, dass die vorgezeigten Folien allesamt von JPM erstellt wurden (das Wassersigel war deutlich erkennbar!) und damit war der Einseitigkeit der Aktion bereits der Stempel aufgedrückt. Die Kommission versucht damit zu trumpfen, dass sie Washington Mutual’s Entwicklung der Hypothekarkredite für die Jahre 2003 bis 2008 aufzeigte und die prozentuellen Anteile der “gesicherten Darlehen“, den “risikoreichen Darlehen“ gegenüberstellte. Herr Killinger beantwortete das mit einem (fast schon spöttischen) Lächeln indem er der Kommission erklärte, wie sich die Situation am Hypothekenmarkt (im Hinblick auf die Immobilienpreise) in dieser Zeit veränderte und wie Washington Mutual auch darauf reagierte.

Schließlich blieb dann nur mehr die Leier der “Long Beach Mortgage Company“ und deren “betrügerische Kreditvergabe“ übrig. Diese Schwesterfirma (keine Tochter!) wurde soweit heruntergefahren, dass der Anteil am Gesamtaufkommen der Washington Mutual Inc. relativ gering war und letzten Endes gar nicht mehr existierte (erklärte Herr Killinger einigermaßen deutlich). Nachdem auch das Kreditvolumen der Washington Mutual drastisch gesenkt wurde, verkamen die %-Sätze zur Farce. (Beispiel. Eine Aktie deren PPS von US$ 0,001 auf US$ 0,01 steigt ist dadurch um 1000% gestiegen; ist aber dennoch nichts wert!).

Leider ließ sich Kerry Killinger gegen Ende der Anhörung dann doch etwas aus der Fassung bringen, als Sen. Levin immer wieder danach fragte, wie er sich denn verhalten würde, wenn laufend E-Mails mit dem Hinweis “urgent“ (=dringend) einträfen (man beachte bitte den Konjunktiv) und Herr Killinger darauf keine Antwort wusste, weil es sich tatsächlich um fiktive Dokumente handelte. ...bis er schließlich so verblieb: "...wenn er denn wüsste, um welche E-Mails es ginge, könne er auch etwas dazu sagen. Punkt!"

Aber auch Herr Rotella machte für mich einen sehr guten Eindruck, obwohl er ja indirekt der Konspiration, als einer der von JPM eingesetzten Maulwürfe, beschuldigt wird (Texas-Claim).

Ich habe mit meinem Kommentar etwas gewartet, weil ich mir dann doch auch die Reaktionen aus den US-Boards zu Gemüte führen wollte. .....und übereinstimmend sind die Kommentare pro WAMU und Killinger, während dem Vorsitzenden Sen. Levin das Fell über die Ohren gezogen wird.

Dieses Getue assoziiere ich gerne mit dem amerikanischen Begriff „McCarthyism“, der nach dem Senator Joseph M. McCarthy benannt wurde. Dieser leitete in den frühen 50er Jahren einen Ausschuss der die "Zerschlagung der kommunistischen Agitation in den USA" zum Ziel hatte. McCarthy war ein begnadeter Redner, der im Zuge seiner Tätigkeit offensichtlich Gefallen daran fand, letztlich ALLE die ihm über den Weg liefen, mit unzureichend begründeten Anschuldigungen oder unfairen Ermittlungsmethoden, als Spione und konspirative Kommunisten zu brandmarken. Jeder musste vor ihm Angst haben, wen er auf der Abschussliste hatte, der verlor seinen Job, auf den wurde mit Fingern gezeigt, der war beinahe chancenlos. ...ruiniert, ein lebender Toter ...etc.

.....ABER auch die Amis haben aus der Geschichte nix gelernt! Um seine Schreckensherrschaft besser zu verdeutlichen, ließ er seine Anhörungen auch im Fernsehen (das gab es damals in den USA schon) und Radio übertragen.....

.....dieser Mann ging über Leichen (so wie manch andere heute auch!) und deshalb kümmerte er sich auch nicht um getroffene Abmachungen während eines Hearings gegen den Anwalt Joseph Welch (er vertrat die Armee), worauf er von seinem Konterpart streng abgemahnt wurde: "...Sie haben schon genug angetan. Haben Sie denn überhaupt keinen Sinn für Anstand, Sir? Ist bei Ihnen gar kein Sinn für Anstand mehr übrig?" waren dessen strenge Worte.

Diese Kritik an seiner persönlichen Integrität, die landesweit live im Fernsehen übertragen wurde, brachte McCarthy erstmals eine schlechte Presse ein. Sein öffentliches Bild eines zwar ruppigen, aber redlichen Kämpfers gegen die Subversion hatte erste Risse bekommen – die öffentliche Meinung begann sich gegen ihn zu richten. Zuletzt stellte sich heraus: dieser Mann war ein Blender der ersten Klasse. Alle vergötterten ihn zu Allererst und schließlich verteufelte ihn die ganze Nation.

.....und genau hier möchte ich mit den derzeit aktuellen Hearings vorsetzen. Leider war die Presse bislang nicht geneigt, aus verschiedensten Motiven heraus FÜR Washington Mutual Stellung zu nehmen. Nur ein geringer Anteil der amerikanischen Bevölkerung ist über die Hintergründe im Falle Washington Mutual informiert.

.....doch mit diesem Hearing – wie immer man es auch beurteilen mag – wurde auch die breite amerikanische Öffentlichkeit gewahr, dass es den Fall Washington Mutual ÜBERHAUPT gibt und damit wird auch JPMChase ins Gespräch gebracht …..und je mehr Publicity, desto besser. Die geneigten Zuhörer sind nicht dumm,... die können sich sehr wohl eine eigene Meinung bilden,... dazu benötigt man keine bezahlten Zeitungsartikel. Mal sehen, wie lange es dauert, dass dann auch die Zeitungen PRO Washington Mutual schreiben.

Ein Beispiel einer Meinungsmanipulation und deren Auswirkung:
.....da fragte doch einer der Senatoren in einer früheren Sitzung: "...würden sie Aktien bei einer Bank kaufen, wenn sie wüssten das diese betrügt?“
.....dreimal war die Anwort ein klares: “NEIN !“
.....und einer unserer ARIVA-User (ist mir auch egal wie er heißt) schreibt daraufhin (sinngemäß): „…damit haben die Herren bestätigt, dass die Bank (WMB) ihre Kunden betrog !“.
Also bitte, blöder geht es denn doch nicht mehr, obwohl die Frage aber genau diesen Zweck verfolgte!
(Jetzt meine Frage: wer würde einen Neuwagen übernehmen, dessen Bodenplatte total verrostet ist? [wenn er das gleich sieht!] ...Jedermanns Antwort: KEINER).

Heute bin ich dann doch auf das Hearing gespannt. In der Öffentlichkeit wurde an Sen. Levin kein gutes Haar gelassen, während die Senatoren Ted Kaufman(D) und Tom Coburn (R) gemäßigt beurteilt wurden. Wenn Sen. Levin heute ebenso gegen die FDIC mit deren CEO Sheila Bair und den Direktor des Office of Thrift Supervision (OTS), John Reich agiert, kann es mir nur recht sein. Solange Sen. Levin davon abhängig ist, die Unterlagen von JPM für dieses Hearing zu erhalten..... ich bin dann doch gespannt, bis einem der beiden "Angehörten" der Kragen platzt. Aber auch gegenseitige Schuldzuweisungen - in aller Öffentlichkeit - wären natürlich DER Hammer.

Voraussichtlich wird das OTS in Grund und Boden verdammt, während Mrs. Bair möglicherweise mit zerzaustem Haar, aber sonst unbeschadet die Bühne verlassen wird.

Wie sich der Kurs entwickelt ist dabei uninteressant. Natürlich kann man daraus eine gewisse Stimmung ableiten, aber im Falle der WAMUQ.PK geht es einzig darum, dass sich JPM unrechtmäßig Vermögen aneignete, welches WMI IMMER NOCH (Ch11 !) gehört! Nicht mehr und nicht weniger...... Deshalb ist auch die heutige Anhörung politisch zwar hochinteressant, juristisch gesehen aber eine “Dog & Ponny-Stow” (deutsch: Zirkus) !

Kommentare

  1. gruß

    was hälst du vom gestrigen hearing?
    ich denke, es waren einige wichtige dinge rauszuhören, die für uns positiv im prozess vorgebracht werden könnten.

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